Page 47 - Gehaltvoll 6.3
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Wolframs ge|halt|voll -Witz Nr. 6.3
Gebietsstreit zwischen zwei Klöstern, einem Dominika-
nerkloster und einem Franziskanerkloster. Schließlich
kommen die Obersten überein, dass der Streit mit Hil-
fe eines theologischen Disputes entschieden werden
solle. Da die Dominikaner unbestritten viel gebildeter
sind, stellt der Franziskanerabt die Bedingung, dass der
Disput schweigend mit Zeichensprache geführt werden
muss.
Der beste Theologe der Dominikaner bereitet sich in-
tensiv vor. Derweil sucht der Franziskanerabt nach
einem Freiwilligen. Schließlich meldet sich der Koch.
Resigniert stimmt der Abt zu, da eh niemand aus sei-
nem Kloster theologisch an den Gegner heranreichen
kann. Der Tag naht. Der Dominikaner eröffnet, indem
er einen Finger nach oben reckt. Der Franziskanerkoch
reckt zwei Finger nach oben. Mit siegessicherem Lä-
cheln streckt der Dominikaner drei Finger nach oben.
Der Koch daraufhin prompt wieder einen. Der Domini-
kaner erbleicht und gibt sich geschlagen. Er wird nach-
her gefragt, wie das geschehen konnte und ob er den
Disput erklären könne, da niemand ganz folgen konnte.
Er berichtet: Ich eröffnete damit, dass Gott der Vater
sei. Wie ich erwartet habe, wies der Franziskaner auf
den Vater und den Sohn hin. Ich dachte, ich habe ihn,
und wies ihn auf die Dreieinigkeit hin. Er erwiderte: Und
doch sind sie eins! Was sollte ich darauf noch sagen.
Ebenso wird der Koch gefragt und erzählt: Der kam mir
gleich ganz blöd: „Ich stech dir ein Auge aus!“, ich in
meiner Wut: „Ich stech dir zwei Augen aus!“ Er: „Ich
stech dir drei Augen aus!“ Darauf ich: „Das ist eines zu
viel!“ Da hat er aufgegeben.
Wer ist Wolfram?
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